Preiskampf

Preiskampf – Fotografen in einer Welt voller Smartphones und Stockfotos

„Das ist aber teuer! Ein Freund würde auf der Hochzeit für 200 Euro fotografieren.“

„Na Gut!“ erwiderte ich. „Wenn Ihr mich weiterempfehlen würdet, würde ich mit meinem Preis heruntergehen.“ Tatsächlich brachte diese Hochzeit mir insgesamt 3 Folgeauftritte. Weil ich soooo gut war, dachte ich. Ja auch deswegen, allerdings, weil sich der Preis herumgesprochen hatte. „Mit dem kannst du reden“, hieß es dann. „Der ist günstig, der nimmt nicht viel“

Und nach Drei Monaten hat sich alles umgedreht. Ich habe für die Aufträge sogar noch drauf gezahlt.

Die ersten Steuern waren fällig, Versicherungen, Equipment musste besorgt werden, Meine Lebensunterhaltungskosten mussten bestritten werden. Das Studio musste ich untervermieten, damit ich nicht weiter ins Minus rutsche.

Klar wurde meine Laune schlechter. Ich arbeite und arbeite und kann meine Ausgaben nicht decken.

Zum Kunden kam ich auch immer so mit Ach und Krach, Anfahrt kostet nunmal. Nicht nur Sprit, sondern auch Verschleiß. Während die Hochzeitsgäste aufgetischt bekamen setzte ich mich in einer Ecke zum Personal und aß meine mitgebrachte Stulle. Der Frust wurde immer größer, die Qualität meiner Arbeit immer schlechter.  Soweit, das die erste Kritik kam, das hätte mein Neffe auch mit seinem Smartphone machen können, das wär sogar umsonst.

Das wars. Ab da musste ich was ändern.

Ich kalkulierte meine Preise neu. Ich änderte meine Angebotseinstellungen und erweiterte nur mit dem Hinweis auf NACHBEARBEITUNG. Ich habe nur noch die Events angenommen, die mir zusagten, damit meine Qualität wieder steigt.

Zudem habe ich nur noch ernsthafte Angebote an Kunden geschickt, die den Wert meiner Arbeit zu schätzen wissen. Die wissen, das bei einer 10h Reportage, nach den 10h noch lange kein Feierabend ist.

1:3 ist schon sehr, sehr Kundenfreundlich. Ich habe vorweg Arbeit. Die Zeit für das Angebotschreiben, das Vorgespräch etc. Im Bestenfalls schaue ich mir die Location vorweg an. Dann Postproduction, kontaktieren und bestellen der Abzüge/Prints bei unserem Partner Saal-Digital, erstellen und designen eines Fotobuch, inkl. Rücksprachen mit dem Kunden. Rechnungen schreiben, Buchhaltung. Das sind die Zeiten, die in die Kalkulation mit einfließen.

Je mehr Zeit ich für einen Auftrag brauche, umso höher die Qualität. Handwerk braucht Zeit.

 

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